Die Nacht des bluadigen Dammerl
Vom 20. auf den 21. Dezember ist die Dammerlnacht, sie zählt zu den fünf größten Rauhnächten. Diese Nacht ist die längste des Jahres; es ist ratsam, hier nach dem Abendläuten und vor dem Morgenläuten das Haus nicht zu verlassen. Denn dann geht der bluadige Dammerl um.
Die Männer des Dorfes machten sich einen Heidenspaß daraus, einen der ihren als diese Schreckgestalt zu verkleiden und den anderen Dorfbewohnern das Fürchten zu lehren. Sie verkleideten ihn mit Ziegenfellen und verdeckten sein Gesicht. Der Dammerl war mit einer schweren rostigen Kette ausgestattet, womit er fürchterlich rasselte, wenn er durchs Dorf ging. Die Kinder verschwanden unter den Küchentisch, wenn der Dammerl in die Stube trat. Vor lauter Zorn, dass er die Kinder nicht erwischte, schlug er mit der schweren Kette auf den Tisch, so dass die Kinder noch mehr erschraken. Oft wurde der Dammerl anstatt der Kette mit einem großen Hammer, einem Schlegel, ausgestattet, mit der er an die Haustüre schlug, wenn ihm nicht aufgemacht wurde.
Neben der Kette oder dem Hammer trug der bluadige ammerl oft einen blutigen Sauhaxn bei sich, mit dem er die Haustüren bestrich, oder den er, bevor er in die Stube trat, zuerst durch die Türe schob. Man kann sich lebhaft vorstellen, welche Angst die Kinder bekamen, wenn sie in der Stube saßen, es klopfte und polterte und was sie dann als Erstes sahen, war ein abgetrennter blutiger Sauhaxn.
In Bayern ist der 21. Dezember der Namenstag des heiligen Thomas, so wird dieser Tag auch Thomastag genannt. Der Thomastag galt als guter Schlachttag; hier wurde der Weihnachter geschlachtet und ein alter Spruch dazu lautet:
„Der Dammerl will Blut sehen, er zieht es der Sau aus dem Körper.“
Es ist tatsächlich so überliefert, dass der Dammerltag ein sehr guter Schlachttag ist, da hier die Tiere am besten ausbluten.
Wie kam es zu der Rauhnachtsgestalt des bluadigen Dammerls?
Die Germanen beteten an diesem ihren Donnergott Donar oder auch Thor genannt an, dieser war der Beschützer der Menschheit und besonders der Frauen. Da die katholische Kirche den alten germanischen Glauben abbringen wollte, legten sie den Namenstag eines Heiligen auf diesen Tag, der so ähnlich wie der germanische Gott klang. So wurde aus dem Tag des Thors der Thomastag. Im Bayerischen sagt man zum Thomas oft Thommerl oder gar Dammerl, da sich die alten Waidler schwer vom Glauben abbringen ließen. Um sie daran zu hindern, trotzdem an diesem Tag ihren alten Gott zu feiern, wurde die Legende des bluadigen Dammerl erfunden, der in der Nacht sein Unwesen treibt, damit sie ihre Häuser nicht verlassen.
Aber vielleicht ist uns auch der alte germanische Gott gezürnt und lauert den vom alten Glauben abgefallen Menschen in dieser Nacht auf, um sich für ihren Verrat zu rächen.
In einigen Regionen wird er auch als »Dammerl mit einem Hammerl« bezeichnet, da er einen Hammer mit sich führt. Genau so wie der Donnergott Thor, der immer seinen Streithammer Mjöllnir bei sich hatte.
– Man sagt auch, dass der Dammerl die bösen Menschen und vor allem Männer die schlecht zu ihren Frauen sind, bestraft. Auch wie der Donnergott, der als Beschützer der Menschheit und vor allem der Frauen galt.
Losnacht
Die Thomas-oder Dammerlnacht genannt, galt als eine gute Losnacht, hierzu gibt es verschiedene Rituale, wie man in die Zukunft sehen konnte:
Was man in der Thomasnacht träumt, geht im nächsten Jahr in Erfüllung. Träumt man es vor Mitternacht, so geschieht es im ersten Halbjahr, träumt man es nach Mitternacht, so erfüllt es sich in der zweiten Hälfte des Jahres.
Wenn eine ledige Frau ihren Zukünftigen erfahren will, muss sie um Mitternacht aufstehen und sich nackt ausziehen und dann in einen Spiegel schauen und folgendes machen. Mit dem Fuß an die Bettdecke oder das Bett treten und diesen Spruch sagen:
»Bettstatt i tritt di,
Heiliger Thomas (Dammerl) i bitt di,
lass mir erscheinen,
den allerliebsten meinen.«
Dann wird sie das Gesicht des zukünftigen Bräutigams im Spiegel erkennen. Das gleiche kann sie mit einer Schüssel Wasser machen, diese muss sie vor dem Schlafengehen mit Wasser befüllen und vors Bett stellen, um Mitternacht spiegelt sich das Gesicht des Bräutigams auf der Wasseroberfläche.
Die Christnacht/Heilige Nacht
Die Christnacht/Heilige Nacht gilt als eine der größten Rauhnächte des Jahres, es ist die Nacht vom 24. auf den 25 Dezember.
In dieser Nacht feiern die Christen die Geburt des Heilands, des Erlösers der Menschheit. Mit dem Aufkommen des Christentums fielen die Kelten und Germanen von ihrem alten Glauben ab und wurden Christen. Die alten Götter verloren immer mehr von ihrer Einfluss und Macht auf die Menschen, so dass sie ihnen bald dafür zürnten. Besonders an dem Tag, wenn die Menschen die Geburt Jesu und somit den Beginn des Christentums feierten. Somit war und ist es nicht ratsam, sich in dieser Nacht nach dem Abendläuten aus dem Haus zu wagen. Die alten Götter gehen in dieser Rauhnacht als wilde Dämonen um und wollen sich für den Glaubensabfall rächen.
Aus heutiger Sicht ist es ebenfalls ein besonderes Datum: Ab hier fängt der Tag wieder zu wachsen an, das Licht hat über die Dunkelheit gesiegt. Vielleicht sind deshalb die Wesen der Nacht zu dieser Zeit besonders aufgebracht und versuchen sich für den verlorenen Kampf an denen zu rächen, die sie in dieser Nacht erwischen.
Aus der Sicht der katholischen Kirche sollte jeder Christenmensch in dieser Nacht die Christmette besuchen und dann andächtig der Geburt Jesu gedenken. In dieser Nacht sollte man nicht zum Spaß unterwegs sein.